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Verbundenheit - und was sie für mich bedeutet


Ich lasse Dich nicht im Stich
Ich bin der gute Hirt

Was heißt es für mich verbunden zu sein?

"In Verbundenheit", schreibe ich manchmal als Gruß unter einen Brief oder einer Karte. Was möchte ich damit ausdrücken?

Ich möchte damit ausdrücken, dass ich mich dieser Person besonders nahe fühle, mitfühle, in Gedanken bei ihr bin, öfters an sie denke, ihre Situation in Gedanken und auch mit meinem Empfinden mittrage, ja dass ich sie nicht vergesse und wenn sie mich braucht, auch persönlich da bin. Ich trage mit wie es ihr geht und halte mit aus. Ich kann zwar nicht die Situation ändern, aber ich bin an der Seite dieser Person, so wie es mir und ihr möglich ist, Nähe zuzulassen. Und vielleicht kann ich so mache Erfahrung mit ihr teilen, denn wir sind in unserem Ursprung, in unserer menschlichen Verwundbarkeit miteinander verbunden.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, das tut gut! Ich fühle mich nicht allein, sondern getragen und verbunden.


Wir alle wollen verbunden sein mit etwas, mit jemandem. Wir wollen dazu gehören. Dazugehörigkeit stärkt uns und lässt uns im Leben standhaft sein. Es gibt Halt, Sicherheit und Boden unter den Füßen. Vertrauen ins Leben kann entstehen, auch wenn dieses Leben gerade ins Wanken gerät und brüchig erscheint.

Leben ist unberechenbar - und "aus heiterem Himmel" kann plötzlich alles ganz anders sein. Wir werden unsicher, verängstigt, sagen sogar manchmal "das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen"...eine ernsthafte Krankheit, der Verlust eines lieben Menschen durch Tod, vertraute Situationen werden plötzlich ganz fremd und vieles mehr. Das Leben fühlt sich nicht mehr sicher an.

Womit fühle ich mich dann in solchen Situationen verbunden? Worauf kann ich zurückgreifen? Was gibt mir Halt und Sicherheit?


Mir hat einmal jemand nach einer Schweigewoche, in der wir nur im Gottesdienst persönliches miteinander ausgetauscht haben, gesagt: "Erzähl Du mir nicht, dass Du keine Wurzeln hast!"

Ich war überrascht über diese Aussage, aber sie machte mir wieder einmal mehr bewusst, dass ich mit etwas verbunden bin, was ich nicht in Worte fassen kann, was nicht sichtbar ist. Eine Kraft, die ich in mir trage mit der ich mich sehr verbunden fühle, die mich schon in so mancher Situation gestärkt hat. Es ist für mich mein universaler christlicher Glaube. Ein Glaube an einen Urgrund der Liebe und des Lebens. Ich fühle mich als ein Teil dieser Schöpfung, mit der ich mich sehr verbunden fühle!


Am vergangen Sonntag hörte ich das nachfolgende Evangelium von Jesus, als der gute Hirt.

»Ich bin der gute Hirt. Ein guter Hirt ist bereit, für seine Schafe zu sterben.

Einer, dem die Schafe nicht selbst gehören, ist kein richtiger Hirt. Darum lässt er sie im Stich, wenn er den Wolf kommen sieht, und läuft davon. Dann stürzt sich der Wolf auf die Schafe und jagt die Herde auseinander. Wer die Schafe nur gegen Lohn hütet, läuft davon; denn die Schafe sind ihm gleichgültig.

Ich bin der gute Hirt. Ich kenne meine Schafe und sie kennen mich, so wie der Vater mich kennt und ich ihn kenne. Ich bin bereit, für sie zu sterben.

Ich habe noch andere Schafe, die nicht zu diesem Schafstall gehören; auch die muss ich herbeibringen. Sie werden auf meine Stimme hören, und alle werden in einer Herde unter einem Hirten vereint sein.

Der Vater liebt mich, weil ich bereit bin, mein Leben zu opfern, um es aufs Neue zu erhalten. Niemand kann mir das Leben nehmen. Ich gebe es aus freiem Entschluss. Es steht in meiner Macht, es zu geben, und auch in meiner Macht, es wieder an mich zu nehmen. Damit erfülle ich den Auftrag meines Vaters.«


Diese Übersetzung aus der guten Nachricht hat mir gefallen, aber gleichzeitig auch Fragen aufgeworfen. Wer ist der Vater? Und um was für einen Auftrag geht es?



Im Buch "Göttliche Seinsdynamik"Östliche Mystik und christliche Spiritualität im Dialog, von P. Sebastian Painadath,

Wir Menschen sind zu einem höheren Bewusstsein berufen
Göttliche Seinsdynamik
In der Vielfalt das Göttliche erfassen
Östliche Mystik und Christliche Spiritualität

findet der Jesuit P. Sebastian Painadath für mein Empfinden eine wunderbare Erklärung, wie dieses Eins sein mit dem Vater, verstanden werden kann. Nicht im Sinne von verstehen, sondern über Erfahrung. Jesus lädt uns immer wieder ein, an seinen inneren Erfahrungen teilzuhaben.

"Das Göttliche, so schreibt Painadath, bleibt ein unfassbares Geheimnis, wir Menschen sind zu einem höheren Bewusstsein berufen, und die göttliche Seinsdynamik schwingt in allen Dingen. "

An den drei Symbolen, der Baum, der Brunnen, und das Wort Logos, auf der Seite 76, erklärt er wie Einheit und Verbundenheit sichtbar wird. Es würde zu weit führen, diese hier aufzuführen. Man muss es selbst lesen.

Doch einen anderen dazugehörigen kleinen Teil möchte ich hier zitieren:


Auf der Seite 139 - 140 ist zu lesen :

Wie du mich gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. (Joh.17,18)

Wie mich der Vater kennt, und ich den Vater kenne. (.10,15)

Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt; bleibt in meiner Liebe. (Joh.15,9;17,26)

Vater, du hast die Meinen ebenso geliebt wie mich, (Joh.17,23)

Ihr werdet in meiner Liebe bleiben, so wie ich in seiner Liebe bleibe. (Joh.15,10)

Damit sie eins sind, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. (Joh.17,22-23)

So sollen sie vollkommen eins sein. (Joh 17,23)


Zitat aus dem Buch:

Die griechische Präposition wie (kathos) hat hier eine große Bedeutung. Jesus wollte, dass alle, die an ihn glauben, denselben inneren Weg gehen, den er gegangen ist, und an derselben inneren Erfahrung teilhaben, die sein Bewusstsein geprägt hat. Unser Leben entfaltet sich in Christus, im innertrinitarischen Prozess des göttlichen Lebens. Wir sind berufen, an der Sohn-Gottes-Erfahrung Christi teilzuhaben: Wir sind "Kinder Gottes", Erben Gottes, Miterben Christi" ( 8,16-17). Zu einem göttlichen Bewusstsein sind wir berufen: Wir sind göttlich! Zitat Ende

Und dann heißt es noch weiter: Die Kirchenväter fanden im Prozess der Göttlichwerdung des Menschen (theosis) den Kern christlicher Glaubenserfahrung: Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch Gott werde. (Augustinus)


Nichts anderes feiern wir jedes Jahr an Weihnachten. Wir feiern die Menschwerdung Gottes, und wir versuchen in unserem Leben, dem Göttlichen immer näher zu kommen.


Für mich gibt es etwas, was über das Sichtbare und Erklärbare hinaus geht. So meine Erfahrung, gerade auch in der Sterbebegleitung.

Painadath nennt es: "wir Menschen sind zu einem höheren Bewusstsein berufen"

Und Jesus erklärt Nikodemus, in Joh. 3, 1-12 dass wir im Geist neu geboren werden müssen.

So kann ich diese Verbundenheit von der Jesus mit seinem Vater spricht verstehen. Und ich sehe meinen Auftrag in diesem Leben, immer mehr in diese Liebe hinein zu wachsen und für andere da zu sein.


Ich fühle mich verbunden mit diesem kraftvollen und geheimnisvollen Leben, das immer wieder von Neuem wiederkehrt. Verbunden aber auch mit dem historischen Jesus. Vieles was die Kirche aus seinem Leben versucht zu gestalten, kann ich immer weniger glauben, nicht annehmen.


Für meine Verbundenheit mit diesem göttlichen Urgrund muß ich auch etwas tun, damit diese Verbindung nicht abreißt. Das sind für mich meine Schweigeexerzitien und die regelmäßige Meditation. Meine Spaziergänge in der Natur, das Arbeiten im Garten, das Aufmerksam werden für so viele wunderschöne Dinge im Leben.

Und vieles wird wohl bis zu meinem Lebensende ein immer wiederkehrendes Ringen und Suchen, auch ein Zweifeln bleiben. Weil dieses Leben oft nicht mit Worten zu erklären ist, sondern nur in einem inneren Leben erfahrbar. Für dieses innere Leben, benötige ich Zeiten der Ruhe und des Schweigens, ein sich zurückziehen aus dem alltäglichen Lärm und der Geschäftigkeit. Und ich bin sehr dankbar, das ich dieses Göttliche, in Vielem immer wieder finden darf um mich mit ihm zu verbinden.





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