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Emotionaler Missbrauch

Aktualisiert: 16. Okt. 2022


Heute möchte ich mich einmal an ein schwieriges Thema in der Sterbe - und Trauerbegleitung heranwagen.

Wie emotionaler Missbrauch das Sterben, aber auch die Trauer erschweren kann.


In meiner Zeit als Seelsorgerin im Hospiz habe ich nicht selten bei trauernden Angehörigen einen inneren Konflikt erfahren. Wenn erwachsene Kinder ihre sterbenden Eltern nur sehr schwer loslassen können, weil noch etwas geklärt werden muß, was sie selbst aber noch gar nicht erkennen können. Wenn eine Hassliebe die trauernden Angehörigen mit Schuld- und Schamgefühlen quält. Sie wollen für ihre Eltern doch nur das Beste und sind dabei aber emotional überfordert. Wut und Ärger über das distanzierte Verhalten des Elternteils, lässt die Angehörigen oft in Verzweiflung fallen. Sie spüren Liebe und Hass gleichzeitig, was dann wiederum zu großer Scham führt.

Schließlich hat man uns beigebracht das wir unsere Eltern zu lieben haben. Und wenn wir das am Sterbebett nicht so richtig hinbekommen, wenn statt Liebe und heilsamer Trauer, Wut und Hass, ja auch eine emotionale Zerrissenheit die Angehörigen überfällt, kann das Sterben für den der geht, und das Trauern für den der bleibt, sehr, sehr schwer werden.


Ich will nicht behaupten, das man es hier gleich mit emotionalen Missbrauch zu tun hat. Das kann und will ich mir nicht anmaßen, denn es gibt viele Ursachen was das Loslassen beider Seiten erschweren kann. Dennoch konnte ich oft die innere Zerrissenheit spüren und im Gespräch heraus hören, wie konfliktbeladen die Beziehung war. Wenn die gegenseitige Freiheit fehlt den anderen so zu lassen wie er/sie ist, wenn eine emotionale Abhängigkeit zu spüren war und der/die Andere instrumentalisiert wird und sich die Person nicht wehren kann. Dann hat sich in mir oft ein Verdacht geregt, den es gilt im Hinterkopf zu behalten und behutsam und mit viel Geduld zu begleiten. Es geht nicht darum hier etwas zu lösen, dafür ist es oft zu spät und auch nicht meine Aufgabe. Aber es geht darum, beide Personen so weit es möglich ist zu stärken und zu schützen und ihnen eine Würde zu geben. Da ich selbst nur zu gut weiß wie sich das anfühlt, war es oft hilfreich meine eigenen Gefühle anzubieten und nachzufragen ob sie bekannt vorkommen. Wenn dem so war, konnte ein Prozess beginnen, aber selten auch vollendet werden. In der Regel war der Tod schneller. Doch was angebrochen ist, kann von den Hinterbliebenen aufgegriffen und in einen heilsamen Trauerprozess integriert werden.


Was ist emotionaler Missbrauch?

Was klar zu sagen ist: emotionaler Missbrauch findet "nur"auf der rein persönlichen, zwischenmenschlichen Gefühlsebene statt. Deshalb lässt er sich auch wesentlich schwieriger erfassen und kann zwischen verschiedenen Personen stattfinden, also nicht nur Eltern Kind, sondern auch unter Partnern. Emotionaler Missbrauch ist für andere nicht sichtbar und selbst für die betroffene Person nur sehr schwer zu entlarven. Meistens bedarf es hier Hilfe von Außen durch eine psychotherapeutische Begleitung, was vielleicht auch erst nach dem Tod, durch die Trennung und den damit einhergehenden Abstand der Betroffenen möglich ist. Wenn räumlicher Abstand verhilft, auch emotionalen Abstand zu bekommen!

Zeit spielt dann hier eine große Rolle und viel Aufklärungs- und Reflexionsarbeit über die eigenen Gefühle, Gedanken, Sehnsüchte und was hier wirklich passiert ist, wird hier notwendig und wichtig! Von einer Person, die von Außen einen professionellen, einfühlsamen Blick darauf wirft begleitet zu werden, kann hier sehr befreiend wirken und zu Klarheit führen.


Die Auswirkungen des emotionalen Missbrauchs sind oft genauso schlimm wie bei sexuellem Missbrauch. Betroffene Personen fühlen sich bei den Menschen die sie missbrauchen sehr zu Hause und fühlen eine Vertrautheit. Ja sie sehnen sich nach dieser Vertrautheit und sind deshalb oft bereit, ohne das sie sich dessen bewußt sind, sich emotional verletzen zu lassen. Emotionaler Missbrauch passiert in der Kindheit deshalb so leicht, weil Kinder ja auf Erwachsene angewiesen und bedürftig sind. Sie können sich am wenigsten wehren!


Wie geschieht emotionaler Missbrauch!

Kritik und Erniedrigung

- Erniedrigung und Verspottung durch eine sarkastische Haltung

- Es wird Dir immer wieder gesagt, dass Deine Meinung aber vor allem Deine Gefühle falsch

sind.

- Ebenso werden Gefühle, Meinungen, Gedanken und Vorschläge ignoriert. Deine

Bedürfnisse werden nicht wirklich ernst genommen.

Schuld oder Anschuldigung

- Es werden Dir Schuldgefühle eingeredet. Während die missbrauchende Person nie Schuld

hat. Immer sind die anderen Schuld. Sie übernehmen keine Verantwortung.

- Die missbrauchende Person wirft Dir Dinge vor, bei denen Du weißt, dass sie nicht

stimmen. Du kannst Dich aber nicht wehren, weil Du emotional von ihr abhängig bist.

- Deine eigenen Grenzen werden von der missbrauchenden Person überschritten und Bitten

selten bis gar nicht respektiert.

Emotionale Distanzierung

- Einfache Bedürfnisse werden nicht erfüllt, oder vernachlässigt. Vor allem bei

Kindern.

- Missbrauchende Personen haben wenig bis gar keine Empathie und fragen nicht nach wie

es Dir geht

- Die missbrauchende Person hat nicht wirklich ein Interesse wie es Dir geht.

- Liebesentzug als Strafe

- Die missbrauchende Person sagt Dir gegenüber etwas, verhält sich aber ganz anders.

Folgen von emotionalen Missbrauch

- Schuldgefühle

- Geringes Selbstwertgefühl

- Trauer

- Depressionen

- Ängstlichkeit

- Hilflosigkeit

- emotionale Instabilität

- soziale Isolierung

- Leistungsschwach

- Schlafstörungen

Dies sind nur einige Faktoren von Vielen. Da emotionaler Missbrauch sehr subtil stattfindet und von Außenstehenden nur sehr schwer zu erkennen ist, muß sich die betreffende Person sehr mit sich selbst auseinandersetzen und bisweilen wenn nötig, auch vor diesen toxischen Beziehungen Distanz wahren!


Ich kann nur dazu ermuntern sich auf den Weg zu machen, sich diesen Gefühlen zu stellen und sie aufzuarbeiten, damit heilsame Trauerarbeit möglich ist! Damit Dein Leben

NEU ERBLÜHT




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