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Spannungen Aushalten?


Seit Christi Himmelfahrt treffen wir uns jeden Morgen um 6.00 Uhr zur Pfingstnovene. Die Novene beinhaltet die Problematik der Arbeitsmigration aus Osteuropa. Jeden Morgen ist dieses Grundthema mit einer anderen Überschrift belegt. Und heute Morgen ging es um Spannungen Aushalten.


Wenn sich Menschen auf den Weg machen ihre Heimat und Familie zu verlassen um ein besseres Leben zu erlangen, wissen sie nicht was sie erwartet, welche Schwierigkeiten bisweilen, oder auch große Not auf sie zukommt. Sie kommen in ein fremdes Land, können und kennen die Sprache und Kultur oft nicht und finden keine Arbeit.

Sie müssen es aushalten, dass sie nicht wissen wie es weitergeht.

Wie lange noch? Wie lange noch, bis die Familie nachkommen kann?


Dieses Aushalten geht in all unsere Lebensbereiche hinein. Das betrifft unser ganzes Leben. Wie lange und wie oft müssen wir Spannungen aushalten, bis wir zum Ziel kommen, bis die Frucht sichtbar wird?

Wie lange muß ich diese Krankheit noch aushalten? Wie lange muß ich diese Trauer aushalten? Trauer über den Verlust eines Menschen, Trauer über das Ende einer Beziehung, oder den Verlust eines Arbeitsplatzes... usw.

Sie selbst liebe Leser*Innen können diese Fragen mit Ihrer eigenen Lebensgeschichte sicher fortführen.

Jede*r von uns hat hier ihre/seine eigene Geschichte. Aber alle gemeinsam, haben wir das Aushalten von Situationen, die uns nicht lieb sind. Wie lange müssen wir noch aushalten bis eine, oder die Frucht zu sehen ist?

Niemand von uns weiß das.


Ich hatte dann heute Morgen nach der Pfingstnovene noch einen sehr bewegenden Austausch über das Aushalten, mit einem Teilnehmenden.

Er sprach davon, wie oft er seine Mitarbeiter*Innen ermutigt, bleib dran, wir geben alle unser Bestes, und das wird schon... Ich stimmte ihm zu, gab aber auch zu bedenken, dass es genauso wichtig ist zu sehen, wann geht es nicht mehr. Wann kommen Menschen an ihre Grenzen mit dem Aushalten. Wie lange sind noch genügend Kräfte da, um nicht mehr auszuhalten, sondern wenn möglich etwas an der Situation zu ändern? Und weiter sagte ich, wie wichtig es in unserem Leben auch immer wieder ist, ehrlich auf die Dinge zu schauen und rechtzeitig die Reißleine zu ziehen damit noch genügend Kräfte vorhanden sind, wenn ich nicht mehr aushalten kann.

Das ist sicher eine Kunst, die wir vielleicht erst im Laufe unseres Leben lernen. Oder die, einer guten Intuition, die uns dann spüren lässt wann der richtige Zeitpunkt da ist für Veränderung. Und dann haben wir noch genügend Kraft die Veränderung anzugehen.


Dann können im Leben aber auch noch Dinge dazu kommen die ich nicht verändern kann. Soll ich dann weiter Aushalten? Ich würde sagen, nein. Aber vielleicht kann ich meinen Blickwinkel, meine Gedanken, Wünsche und Erwartungen verändern, damit ich die Situation wieder, und weiterhin, aber anders aushalten kann. Auch dann wird, davon bin ich überzeugt, sich die Frucht zeigen wenn es an der Zeit ist.


Geduld, Achtsamkeit, ein gutes Miteinander, die Fähigkeit, einen Schritt zurücktreten zu können, weil ich nicht für alles verantwortlich bin...und sicher eine gute Portion Vertrauen in das Leben.

Für mich ist es aber auch ein Vertrauen in eine Geistkraft, die mich schöpferisch werden lässt in Gedanken und im Tun. Und die mich immer wieder auf´s Neue bewegt und berührt. Dafür bin ich sehr dankbar, denn ich weiß, ich kann es nicht alleine. Ich bin überzeugt davon, dass ich des Weges geführt werde, den ich gewählt habe. Dies ist für mich eine andere Deutung für das Vertrauen in das Leben.


Ich wünsche Ihnen ein frohes, bewegtes und schöpferisches Pfingstfest, welches uns zeigt, dass wir vieles bewirken können, mit all unseren Kräften. Und es mag manchmal unvollkommen sein, aber es ist ein Schritt - und in diese Unvollkommenheit hat die Geistkraft die Möglichkeit einzuspringen - und die Frucht wird sich zeigen!





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