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D U M E N S C H

Aktualisiert: 10. Nov. 2023


Eine erschreckende, oder eine eher tröstliche Erkenntnis?


Für mich, die schon so viel dem Tod begegnet ist, die sich schon so viel mit dem Leben und dem Tod auseinander gesetzt hat, ist sie eher eine tröstliche Erkenntnis. All mein Mühen in diesem Leben, meine Sorgen - nichts davon hat mich weiter gebracht. Im Gegenteil, hätte ich diesen Satz mir in den Zeiten wo ich mir Sorgen um etwas gemacht habe, einmal öfters vor Augen gehalten, so glaube ich, hätte es vieles in meinem Leben relativiert. Nicht, dass mich diese Erkenntnis zu allen Zeiten hindurch getragen hat. Nein, hin und wieder vergesse ich, woher ich komme und wohin ich wohl gehe, wenn ich auch nicht weiß wohin ich gehe. Aber es hat sich im Laufe meines Lebens in mir ein Vertrauen entwickelt, dass es da noch etwas gibt, was über mich und meinen Verstand hinausgeht. Dies kann ich nur schwer mit Worten erklären, es ist eher so ein Grundgefühl, eine Grundannahme, die mich immer wieder in tiefem Vertrauen in das Leben, auch beim Sterben anderer, leben lässt. Auch wenn wir sterben, so glaube ich im Tod an das Leben. Nur weil ich nicht sehe, nicht verstehe wohin das Leben geht, heißt es für mich noch lange nicht, das hier etwas zu Ende ist. Und das spüre ich immer dann ganz besonders stark, wenn ich in mir diese Lebendigkeit spüre, beim Sterben, bei der Geburt eines neuen Menschen, oder aber in der aufbrechenden Natur, nach einem langen Winter... Siehe nachfolgendes Bild.




wunder des lebens

immer wieder neu

brichst du auf

unerschütterlich

überwindest du kälte

frost dunkelheit und

streckst dich dem

licht und leben

entgegen

ich bin zutiefst berührt

und kann mich nicht satt sehen

am wunder des lebens






Im Winter, wenn ich all die Kälte, das Harte und die Dunkelheit um mich herum sehe, ist es für mich immer wieder schwer vorstellbar, wie grün und blühend unser Garten im Sommer ist. Obwohl ich weiß, das es so ist. Wie kann aus diesem harten Zweig etwas so wunderschönes hervorkommen?

Ich kann mich freuen wie ein kleines Kind, wenn ich im Garten, in der Natur, die aufblühenden Knospen und das zaghafte Aufleben des Frühlings erlebe. Genauso kann ich mich freuen, wenn ein Mensch im Sterben voller Frieden und Vertrauen gehen kann. Es berührt mich jedesmal ganz tief in meiner Seele und ich spüre diese Lebendigkeit, die sich auf mich überträgt. Die Geburt und das Sterben liegen so nah beieinander. Beides ist ein unerklärliches Wunder, trotz aller wissenschaftlicher Erkenntnis die wir heute besitzen. Dass Leben kommt und das Leben loszulassen, hat bis zum heutigen Tag noch niemand wissenschaftlich erklären können.


Ja und so ist es für mich ein Trost, sogar eine Entlastung von vielem Unnötigem, zu wissen


ich bin Nackt gekommen und werde Nackt wieder gehen


Was zählt wirklich in diesem Leben, wenn ich doch nichts von Allem mitnehmen kann? Für mich ist es das Gute, die Liebe, und wenn es mir gelingt scheinbar unüberwindliches zu überwinden. Wenn ich verbunden bin mit mir und den Menschen die mir lieb sind.


Wenn ich aber die schrecklichen Bilder eines Krieges, Folter und Tod, und den Tod in Naturkatastrophen erlebe, wenn junge Menschen plötzlich sterben müssen, Kinder...dann fällt es mir zuweilen schwer, alles in diesem, ich nenne es mal"österlichen" Licht zu sehen. Dann überkommt mich ein Schmerz, was Menschen, Menschen alles antun können. Und wie Katastrophen, Menschen ein entsetzliches Leid hervorbringen kann. Wo ist dann dieses österliche Licht?

Ich vermute es ist verschüttet, im Schmerz, im Mitfühlen, Mitleiden und der eigenen Angst, auch mir und meinen Lieben könnte so etwas passieren. Dann taste ich wie eine Blinde umher und harre aus, wie der Same in der dunklen, kalten Erde, die Knospe in der kalten Jahreszeit - und warte, bis auch ich mich wieder im Vertrauen dem Licht und Leben entgegenstrecken kann.

Und dabei hilft es mir, mich wieder an meine Nacktheit in diesem Leben zu erinnern.

Ich bin in all dieser Nacktheit ein WUNDER DES LEBENS. Und ich glaube dass das Wunder des Lebens immer weiter geht. Wenn nicht für mich...dann für alles was nach mir kommt, vielleicht auch durch mich und den Samen den ich gelegt habe. Das ist mein Glaube, meine Hoffnung und meine Zuversicht.

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